Grabmal des Mausolus

Grabmal des Mausolos.


 

 

Standort: Halikarnassos (Türkei)
Höhe: 49 m
Säulen: 36, je 11m
Erbauer: Satyros und Phythesos
Baubeginn: 377 bis 350 v. Chr.
Bauzeit: unbekannt
Lebensdauer: ca. 1.500 Jahre



„Ich habe ein Heim, über mir in Halikarnassos. Ein gigantisches Monument, wie es kein anderer toter Mensch hat. Geschmückt mit Statuen von Pferden und Männern, so fein und realistisch aus bestem Marmor gearbeitet“.
(König Mausolos in Lucian´s „Dialoge über den Tod“) 

Von diesem König, der sich ein Denkmal für die Ewigkeit setzen wollte, stammt die Bezeichnung „Mausoleum“ für Grabmäler. 

Ca. 2.000 nach Cheops lässt sich König Mausolos im kleinasiatischen Harlikarnassos ein unvergängliches Denkmal setzen. Unsterblichkeit ist sein Ziel – wie die großen Pharaonen vor ihm.


110 km südlich von Ephesos liegt Bodrum, eine Stadt, die vor 2.000 Jahren unter dem Namen Halikarnassos bekannt war. Der Standort des 5. Weltwunders, das Grabmal des karischen Königs Mausolos.

Gegen Ende des 2. Jahrhunderts v. Chr. ließen sich die Griechen auf der Suche nach neuen Siedlungsplätzen in Kleinasien nieder. Es entstanden die Städte Ephesos, Halikarnassos und weiter landeinwärts Mylasa. Die Region gehörte seit 546 v. Chr. zum Persischen Reich, welches sich vom Mittelmeer bis zum Indus und von Schwarzen Meer bis zum Indischen Ozean erstreckte. Dieses Reich war zu groß, um zentral regiert zu werden. Deshalb gab es innerhalb des Reiches kleinere Königreich, deren Könige, so genannte Satrapen, dem persischen König unterstellt waren.

Eines dieser Satrapien war Karien, eine Küstenlandschaft im Südwesten Kleinasiens. Um 400 v. Chr. regierte hier König Hekatomnos, ein treuer Vasall des persischen Königs Artaxeres, in seiner Hauptstadt Mylasa. Da Hekatomnos mit seiner Hauptstadt nicht zufrieden war. sollte seine Residenz in das mit einem bedeutenden Doppelhafen und einer sehr günstigen Lage im kleinasiatischen Küstenverkehr ausgestattete Halikarnassos verlegt werden. Er begann sofort mit umfangreichen Bauarbeiten, starb aber noch vor dem Umzug 377 v. Chr. Sein Sohn Mausolos bestieg den Thron. Er setzte die Bemühungen seines Vaters fort. Die Stadt wurde von einem starken Befestigungsring umschlossen und er ließ eine Agora ((ursprünglich war eine „Versammlung“ des Heeres oder Volkes gemeint. Bald aber wandelte sich die Bedeutung in „Versammlungsort“; den Marktplatz altgriechischer Städte), sowie einen Tempel für den Kriegsgott Ares errichten. 

„Durch die Mitte der Höhe des Halbrunds… wurde eine sehr breite Straße geführt, in deren Mitte das Mausoleum mit so hervorragenden Kunstwerken geschaffen ist, dass es unter die sieben Weltwunder gezählt wir.“
(Vitruv) 

In der Mitte zwischen beiden plante Mausolos sein Grabmal. Als starker Verehrer der griechischen Kunst forderte er alle griechischen Architekten in einem Preisausschreiben auf, am Wettbewerb um das schönste Grabmal teilzunehmen. Viele Baumeister beteiligten sich daran, denn seit der Spartaner Lysander 404 v. Chr. Athen besiegte und Herr über Griechenland war, gab es für Künstler wenig Arbeit. Die Städte und Gemeinden waren zu arm, um Künstler einen Auftrag zu erteilen. Die Sieger des Wettbewerbs waren Satyros und Phyteos.  

Der Unterbau misst 33 x 39 m. Darauf befindet sich ein Würfel von 27 m Länge und 33 m Breite. Das Dach – eine 24stufige Pyramide – wurde von Säuen getragen. Unterbau und Würfel waren zusammen 22 m hoch und erst darüber befand sich das eigentliche Grabmal. Die Cella (lat.: Kammer. Gemeint ist hier das Innerste und Allerheiligste des antiken Tempels mit dem Gottesbild) war von 40 Säulen umgeben, die 12 m hoch waren. Insgesamt war Das Grabmal 49 m hoch, höher als ein 16stöckiges Haus heute. 

Die Krönung des Tempels ist die 5 m hohe Quadriga (lat. ein vierspänniger, einachsiger Wagen mit hinten offenem Wagenkasten. Er diente als Gefährt der siegreichen Feldherrn in der römischen Triumphprozession, wurde aber auch als griechischer bzw. römischer Rennwagen benutzt).  Den vierspännigen Streitwagen lenken König Mausolos, als Sohn des Helios fährt er im Sonnenwagen zum Himmel auf und seine Frau Artemisia. Das Gefährt thront in 50 m Höhe über der Pyramide. Darunter befindet sich der eigentliche Grabtempel.  

Elegant wie ein griechischer Tempel, hoch aufragend wie eine ägyptische Pyramide, verspielt wie ein orientalischer Palast und reich geschmückt mit ausladenden Marmor-Reliefs. In bewegten Szenen haben die berühmtesten Künstler ihrer Zeit Wettkämpe und den blutigen Reigen der Amazonen dargestellt. 

Als Mausolos 352 v. Chr., noch vor der Fertigstellung starb, wird er dennoch dort bestattet und seine Frau und Schwester Artemisia setzte die Bauarbeiten fort. Diese Hochzeit folgte dem Vorbild ägyptischer Pharaonen, die oft ihre Schwester heirateten, da die Erbfolge über die älteste Tochter weitergegeben wurde. Schon bald stört, einer Legende nach, seine Schwester und Gemahlin Artemisia seine letzte Ruhe. Von Sehnsucht gequält zerreibt sie die Knochen des Gatten und trinkt sie vermischt mit Wein. Doch auch sie erlebt die Vollendung des Grabmales nicht mehr. Artemisia starb zwei Jahre nach ihrem Mann, wodurch der Weiterbau in Frage gestellt war. Bildhauer, Architekten und Kunsthandwerker übernahmen die Initiative, denn das Grabmal sollte für alle Ewigkeit bestehen bleiben, was sich zunächst auch zu bewahrheiten schien.  

Alexander d. Gr. belagerte und zerstörte 334 v. Chr. die Stadt Halikarnassos. Das Grabmal aber wurde davon nicht berührt. Es überstand auch weitere Kriegswirren 1.500 Jahre lang, bis im 12. Jahrhundert unserer Zeit bei einem Erdbeben große Teile des Bauwerkes einstürzten.  

300 Jahre später, im 15. Jahrh. nutzten die Johanniter Kreuzritter die Trümmer als Steinbruch, wobei es bis auf die Grundmauern abgetragen wurde.  

1523 besetzten türkische Truppen die Stadt Halikarnassos und auf dem Gelände des Grabmals wurden Häuser für die Eroberer gebaut.  

1857 kauften britische Archäologen 12 dieser Häuser auf und legten die darunter befindlichen Überreste frei. Diese gehören heute zu den wertvollsten Ausstellungsstücken des Britischen Museums in London. Aus den Resten rekonstruierten sie die Gesamtanlage. 

Dieser Totentempel, ein vergangenes Wunder. Warum aber wurde er zu den Weltwundern gezählt? Für die damalige Zeit war seine Architektur revolutionär, eine Mischung aus griechischer, ägyptischer und persischer Bauweise, die später von fast allen Kulturen übernommen wurde. Mit den Friesen und Reliefs des Grabmals wurden einmalige Kunstwerke geschaffen, die die Welt in Staunen versetzten.  

Wichtige Persönlichkeiten wurden fortan in ähnlichen Grabmälern beigesetzt, Mausoleum genannt. Mit der Bezeichnung Mausoleum hat sich für König Mausolos die königliche Vision vom ewigen Ruhm erfüllt.